Photo: Evangelische Erlöserkirche, Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland und Kirchenfahne der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Herr Jesu Christ, du höchstes Gut
1.) Herr Jesu Christ, du höchstes Gut,
Du Brunnquell aller Gnaden,
Sieh doch, wie ich in meinem Mut
Mit Schmerzen bin beladen
Und in mir hab der Pfeile viel,
Die im Gewissen ohne Ziel
Mich armen Sünder drücken.
2.) Erbarm dich mein in solcher Last,
Nimm sie aus meinem Herzen,
Dieweil du sie gebüßet hast
Am Holz mit Todesschmerzen,
Auf dass ich nicht mit großem Weh
In meinem Elend untergeh,
Noch ewiglich verzage.
3.) Fürwahr! wenn mir das kömmet ein,
Was ich mein Tag begangen,
So fällt mir auf mein Herz ein Stein
Und bin mit Furcht umfangen;
Ja, ich weiß weder aus noch ein
Und müsste stracks verloren sein,
Wenn ich dein Wort nicht hätte.
4.) Aber dein heilsam Wort, das macht
Mit seinem süßen Singen,
Dass mir das Herze wieder lacht
Und was beginnt zu springen,
Dieweil es alle Gnad' verheißt
Denen, die mit zerknirschtem Geist
Zu dir, o Jesu, kommen.
5.) Und weil ich denn in meinem Sinn,
Wie ich dir schon geklaget,
Auch ein betrübter Sünder bin,
Den sein Gewissen naget,
Und gerne möcht im Blute dein
Von Sünden absolvieret sein,
Wie David und Manasse.
6.) Also komm ich nun auch allhie
In meiner Not geschritten,
Und tu dich mit gebeugtem Knie
Von ganzem Herzen bitten:
Vergib mir doch genädiglich,
Was ich mein Lebtag wider dich
Auf Erden hab begangen.
7.) O Herre Gott, vergib mir's doch
Um deines Namens Willen
Und tu in mir das schwere Joch
Der Übertretung stillen,
Dass sich mein Herz zufrieden geb
Und dir hinfort zu Ehren leb
In kindlichem Gehorsam.
8.) Stärk mich mit deinem Freudengeist,
Heil mich mit deinen Wunden,
Wasch mich mit deinem Todesschweiß
In meiner letzten Stunden,
Und nimm mich einst, wann dir's gefällt,
Im wahrem Glauben aus der Welt
Zu deinen Auserwählten.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Autor: Bartholomäus Ringwaldt
Melodie: Eigene Melodie
Gegenstand: 6. Psalm
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
gefunden in:
Bartholomäus Ringwaldts geistliche Lieder
Herausgegeben von Hermann Wendebourg
verlegt bei Julius Fricke
Halle, 1858
Liednummer 24
Thema: Sünde, Buße und Umkehr
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Bartholomäus Ringwaldt (* 28. November 1532 in Frankfurt/Oder im Kurfürstentum Brandenburg; † 9. Mai 1599 in Langenfeld bei Zielenzig) war ein deutscher Lehrer, Schriftsteller und evangelisch-lutherischer Theologe. Ringwaldt immatrikulierte sich im Jahr 1543 an der Universität Viadrina in seiner Vaterstadt, wo er Theologie studierte. Nach der Beendigung seiner Studien zunächst als Lehrer tätig, trat Ringwaldt im Jahr 1566 ins geistliche Amt, als er 1578 Pfarrer zu Langenfeld im Amt Sonneburg in der brandenburgischen Neumark wurde. Hierbei kam ihm zustatten, dass der Markgraf Johann von Küstrin, der von 1571 bis 1598 die Mark Brandenburg eigenständig regierte, die lutherische Konfession mit Ringwaldt teilte. Ringwaldt veröffentlichte mehrere Schriften, in denen er die Bedrohungen für das Land und den Glauben beschrieb. Sein Denken war bestimmt von der Endzeiterwartung, d.h. von der Hoffnung auf die Wiederkehr Jesu Christi und das bevorstehende Weltengericht. Ringwaldt war zweimal verheiratet und hatte zwei Söhne, von denen Christian Ringwaldt die Werke seines Vaters postum herausgab. Bartholomäus Ringwaldt verstarb 1599 und wurde in der Kirche begraben, in der er 33 Jahre lang gepredigt hatte. Im Evangelischen Gesangbuch (EG) von 1993 finden sich vier Lieder Ringwaldts. Karl Eduard Philipp Wackernagel (1800-1877) nahm in den vierten Band seiner 1874 in Leipzig verlegten Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts' 208 Lieder von Ringwaldt auf.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++