Photo: Der Schwan, Symbol Martin Luthers, in Leer/Ostfriesland
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Jesus Christus, unser Heiland
1.) Jesus Christus, unser Heiland,
Der von uns den Gottes Zorn wandt,
Durch das bitter' Leiden sein,
Half er uns aus der Höllen Pein.
2.) Dass wir nimmer des vergessen,
Gab er uns sein Leib zu essen, (a)
Verborgen im Brot so klein,
Und zu trinken sein Blut im Wein.
3.) Wer sich will zu dem Tische machen,
Der hab wohl acht auf sein Sachen,
Wer unwürdig hiezu geht,
Für das Leben den Tod empfäht. (b)
4.) Du sollst Gott den Vater preisen,
Dass er dich so wohl wollt speisen,
Und für deine Missetat (c)
In den Tod sein Sohn geben hat.
5.) Du sollst glauben und nicht wanken,
Dass ein Speise sei den Kranken,
Den ihr Herz von Sünden schwer,
Und vor Angst betrübet, sehr.
6.) Solch' groß' Gnad' und Barmherzigkeit
Sucht ein Herz in großer Arbeit. (d)
Ist dir wohl, so bleib davon,
Dass du nicht kriegest bösen Lohn.
7.) Er spricht selber: 'Kommt, ihr Armen,
Lasst mich über euch erbarmen.
Kein Arzt ist dem Starken not,
Sein Kunst wird an ihm gar ein Spott.
8.) Hättst dir was 'konnt erwerben,
Was braucht ich für dich zu sterben?
Dieser Tisch auch dir nicht gilt,
So du selber dir helfen willst.'
9.) Glaubst du das von Herzensgrunde
Und bekennest mit dem Munde,
So bist du recht wohl geschickt
Und die Speise dein' Seel' erquickt.
10.) Die Frucht soll auch nicht ausbleiben:
Deinen Nächsten sollst du lieben,
Dass er dein genießen kann,
Wie dein Gott an dir getan.
(a) Christi Leib und Blut werden im heiligen Abendmahl symbolisch in Brot und Wein dargereicht. In welcher Form die Gabe in materieller Form enthalten bzw. gegenwärtig ist, war und ist bis heute eine konfessionelle Streitfrage.
(b) alte Form von 'empfängt'
(c) Nach christlicher Vorstellung unterliegt jeder Mensch der Erbsünde, die durch den Sündenfall Adams auf ihn gekommen ist und erst durch Jesus Christus und seinen Opfertod am Kreuz aufgehoben wurde. Das Verhaftetsein in der Sünde wird oft mit dem Begriff der Krankheit, der Seuche, des Gebrechens, einer Wunde, des Elends, des Frevels, der Flecken, des Fluchs, der Nacht oder des Schadens umschrieben.
(d) Mühe
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Text: Martin Luther
nach S. Johannes Huß
Melodie: Nun freut euch lieben Christen g'mein
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Gefunden in:
Evangelisches Gesangbuch,
Liednummer 215
Kapitel: Abendmahl
Herausgegeben 1993
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Martin Luther (* 10. November 1483 in Eisleben/Grafschaft Mansfeld, † 18. Februar 1546 ebenda) war deutscher Theologe, Pädagoge, Übersetzer, Schriftsteller, bedeutender Lieddichter, sowie der geistige Vater der evangelischen Reformation. Als Augustiner-Mönch wurde er Theologe und Professor und gedachte zunächst Fehlentwicklungen in der katholischen Kirche durch Reformen beseitigen. Durch seine theologische Neuentdeckung der Gnade Gottes, seine rhetorische und schriftstellerische Gabe und charismatische Persönlichkeit entfaltete er eine breite Wirkung, die in den machtpolitischen Konstellationen des 16. Jahrhunderts von den Fürstentümern dazu genutzt wurde, die Macht von Papst und Kaiser zurückzudrängen. Ausgelöst durch die Exkommunizierung Luthers aus der katholischen Kirche und unter dem Einfluss weltlicher Gewalt kam es dann zur Kirchenspaltung und Gründung der evangelischen Kirche. Mit seiner erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten sog. Luther-Bibel schuf er die Grundlage für eine gemeinsame deutsche Hochsprache aller deutschen Stämme. Luther wertete in seiner neuen Gottesdienstordnung den Gesang und die Predigt auf und war einer der ersten und produktivsten Kirchenlieddichter der evangelischen Christenheit. Durch seine Hochzeit mit der ehemaligen Nonne Katharina von Bora (* 29. Januar 1499, † 20. Dezember 1552) am 17. Juni 1525 begründete er durch Ablegung des Zölibats die Tradition des evangelischen Pfarrerhaushalts mit Frau und Kindern. Derzeit leben rund 2.800 Nachkommen von Martin Luther und Katharina von Bora bzw. von Luthers Geschwistern. Im Evangelischen Gesangbuch (EG) von 1993 stehen 31 Lieder von Luther.
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