Photo: Blick auf den Grorother Hof, Wiesbaden-Frauenstein
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Gott hat alles wohl gemacht
1.) Gott hat alles wohl gemacht,
Alles ist sehr wohl geraten.
Seine großen Wundertaten
Sind von Ewigkeit bedacht.
Feu'r, Luft, Wasser, Himmel, Erde,
Sonn' und Mond, ja Tag und Nacht
Samt der schönen Sternen Herde
Hat er gut und wohl gemacht.
2.) Wohl gemacht hat überall
Der so große Himmelsmeister
Alle himmelischen Geister,
Ja, den Satan, vor dem Fall,
Und die schönen Menschenkinder
Hat sein Wort hervorgebracht
Und, da sie noch keine Sünder,
Trefflich gut und wohl gemacht.
3.) Was des Satans arge List
An dem Menschen hat verdorben,
Hat er wiederum erworben,
Der der Schlangentreter ist.
Und der teure Weibessame (a)
Hat das Leben wiederbracht'
Und in seinen süßen Namen
Alles gut und wohl gemacht.
4.) Aussatz heilet seine Hand,
Blinde ließ er wieder sehen,
Lahme mussten freudig gehen,
Und der Stummen Zungenband
Könnt er durch ein Wort entbinden,
Summa: aller Seuchen Macht
Muss im Augenblick verschwinden,
Weil er alles wohl gemacht.
5.) Tote Menschen weckt er auf,
Und der Hochbetrübten Wunden
Haben bei ihm Trost gefunden.
Wenn sie nur im vollen Lauf
Als gar bußfertige Sünder
Ihre Not zu ihm gebracht,
Hat er sie zu Gottes Kinder
Und es gut und wohl gemacht.
6.) Durch sein Marter, Kreuz und Tod
Hat er alle frommen Seelen
Aus der tiefen Höllenhöhlen
Und der unendlichen Not
Kräftiglichen ausgezogen,
Und, wie er sein Amt vollbracht,
Ist er Himmel eingeflogen
Und hat alles wohl gemacht.
7.) Seiner werten Christenheit
Hat er seinen Geist gegeben,
Welcher über sie soll schweben
Zu tröstlicher Freudigkeit.
Und wenn seines Reiches Erben
Werden in das Grab gebracht,
Werden sie nicht ewig sterben,
Denn er hat es wohl gemacht.
8.) Endlich kommt der große Hirt
Als ein großer Richter wieder,
Da er seine lieben Glieder
Wieder auferwecken wird
Und sie in den Himmel heben,
Den er ihnen längst bedacht,
Da sie ewig, ewig leben:
So ist alles wohl gemacht.
(a) Hinweis auf die Jungfrauengeburt Jesu
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Autor: Gustav von Mengden
Melodie: Gott hat alles wohl gemacht
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer (†) und
Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Vierter Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1908
Liednummer 576
Thema: Natur, Wetter und Schöpfung
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Gustav von Mengden (* 17. April 1625; † 16. Dezember 1688), war Ritterschaftshauptmann und Landmarschall in Livland, Landrichter und Major der livländischen Adelsfahne, sowie evangelischer Lieddichter und -komponist. Mengden war Großgrundbesitzer und diente als Generalmajor in der schwedischen Armee, wandte sich aber als Führer der livländischen Ritterschaften gegen die Politik Karls XI. von Schweden. Er war mit Barbara Finck von Finckenstein verheiratet, mit der er neun Kinder hatte. Im Jahr 1686 veröffentlichte er mit Verlagsort Riga eine Psalmendichtung unter dem Titel 'Der verfolgte errettete und lobsingende David', worin er alle Psalmen Davids in Reime setzte. Diesen fügte er eigene Psalm-Vertonungen bei, die von Liedern aus evangelischen Kirchengesangbüchern inspiriert sind. Im gleichen Jahr erschienen in Riga die 'Sonntages Gedanken eines Christen, der sich an Gott vermiethet'. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält 21 Lieder von Mengden.
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