Italien / Südtirol - Pragser Wildsee
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Früher Morgen
Der Pragser Wildsee (italienisch Lago di Braies) ist ein Bergsee im Pragser Tal in der Südtiroler Gemeinde Prags. Er liegt wenige Kilometer südlich des Hochpustertals zwischen Bruneck und Toblach in den Pragser Dolomiten. Er ist Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags und ein geschütztes Naturdenkmal.
Der See liegt auf 1494 m s.l.m. Höhe und hat eine Wasserfläche von 31 Hektar. Er ist durchschnittlich 17 Meter tief und weist eine maximale Tiefe von 36 Metern auf. Der geologische Ursprung des Sees ist auf die Entstehung eines natürlichen Staudammes infolge eines Murenabgangs zurückzuführen. Der See wird beherrscht vom imposanten Massiv des Seekofels (2810 m). Der See ist Ausgangspunkt des Dolomiten-Höhenweges Nr. 1.
In der Südtiroler Sagenwelt spielt der See ebenfalls eine Rolle. Von ihm aus konnten mit dem Boot die unterirdischen Teile des Reiches der Fanes erreicht werden. Das inzwischen verschüttete Tor zur Unterwelt soll am Südende des Sees Richtung Seekofel gelegen haben, weshalb dieser auf ladinisch Sass dla Porta (Torberg) heißt.
Die touristische Erschließung des Sees nahm erst 1899 an Fahrt auf. In diesem Jahr wurde die Eröffnung des direkt am Seeufer stehenden Grandhotel Pragser Wildsee gefeiert, das vom Architekten Otto Schmid für den aus Niederdorf stammenden Eduard Hellenstainer und dessen Mutter Emma Hellenstainer geplant worden war. Der Bau eines Hotels am Pragser Wildsee war zunächst nicht unumstritten gewesen. Der Grazer Universitätslehrer und Alpinist Viktor Wolf von Glanvell, der in den 1880er Jahren als Stammgast in Prags seine Sommerferien verbracht hatte, hatte sich 1891 mit anderen Unterzeichnern in einer Erklärung „allen Wirten und Speculanten zum Trotze“ gegen die Errichtung eines Hotels am idyllisch gelegenen Bergsee ausgesprochen. 1904 wurde der Hotelbau durch die ebenfalls nach Plänen Schmids verwirklichte Marienkapelle ergänzt.
Rund um das Hotel spielte sich Ende April, Anfang Mai 1945 ein wichtiges Ereignis des Zweiten Weltkriegs ab. Seit Ende 1944 ließ der „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler in Abstimmung mit dem Chef des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), Ernst Kaltenbrunner, die prominentesten politischen Häftlinge des NS-Staats aus den deutschen Konzentrationslagern zunächst in das KZ Dachau und im April 1945 schließlich nach Niederdorf im Südtiroler Pustertal bringen. Die SS-Wachmannschaften hatten Befehl, die Gefangenen nicht lebend in Feindeshand geraten zu lassen. Durch das mutige Handeln des Offiziers der Wehrmacht Wichard von Alvensleben konnten die schließlich im Hotel Pragser Wildsee untergebrachten Gefangenen dort am 4. Mai 1945 von der US-Armee befreit werden.
Der Hintergrund: Nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 zwischen den Westalliierten und Italien hatte das Deutsche Reich Südtirol und Teile Norditaliens sowie des heutigen Sloweniens (also den ehemals österreich-ungarischen Herrschaftsbereich) als „Operationszonen“ de facto annektiert. Neben Südtirol und dem Trentino gehörte die Provinz Belluno zur „Operationszone Alpenvorland“ und war wie das Friaul, Julisch Venetien, Istrien und Dalmatien („Operationszone Adriatisches Küstenland“) der Hoheit des faschistischen Marionettenstaats Repubblica Sociale Italiana entzogen. Ein Teil der NS-Führung hoffte, die Alpen, propagandistisch zur sogenannten „Alpenfestung“ hochstilisiert, von Bayern bis ins Trentino gegen die vorrückenden Alliierten verteidigen zu können. Himmler, der in den letzten Wochen und Monaten des NS-Regimes seine eigene Geheimdiplomatie vor allem in Richtung der Amerikaner betrieb, und Kaltenbrunner glaubten, sich durch Erpressung eine günstige Verhandlungsposition gegenüber den Alliierten verschaffen zu können. Die insgesamt 139 sogenannten Sonderhäftlinge aus siebzehn europäischen Nationen sowie eine Gruppe von Sippenhäftlingen sollten dafür als Geiseln eingesetzt werden.
Unter den prominenten Gefangenen befanden sich unter anderen der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg mit Frau und Tochter, der frühere französische Ministerpräsident Léon Blum mit Ehefrau, Hitlers früherer Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht, der britische Geheimagent Sigismund Payne Best, der ehemalige ungarische Ministerpräsident Miklós Kállay, der Oberbefehlshaber des griechischen Heeres, General Alexandros Papagos mit seinem gesamten Generalstab, der französische Bischof von Clermont-Ferrand, Gabriel Piguet, der evangelische Pastor Martin Niemöller, sowie Familienangehörige des Hitler-Attentäters Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Die Geiselpläne scheiterten. Ein deutscher Offizier, Hauptmann Wichard von Alvensleben, hatte von dem Gefangenentransport erfahren und ließ am 30. April 1945 die Gefangenen in Niederdorf im Pustertal von einem Wehrmacht-Stoßtrupp aus der Gewalt der SS befreien. Noch am selben Tag wurden die Häftlinge ins nahegelegene Hotel Pragser Wildsee gebracht, wo sie von der Hotelbesitzerin Emma Heiss-Hellenstainer versorgt wurden. Am 4. Mai 1945 traf die US-Armee im Hotel ein und nahm die deutschen Soldaten gefangen. Die Amerikaner führten die befreiten Häftlinge in zwei Konvois am 8. und 10. Mai weiter über Verona nach Neapel und auf die Insel Capri. Erst nach weiteren Verhören bekam ein Teil der Befreiten schließlich die Erlaubnis zur Heimkehr, während ein anderer Teil in Kriegsgefangenschaft ging.
Heute befindet sich in dem Hotel, in dem sich jedes Jahr um den 20. Juli herum Angehörige Stauffenbergs und anderer Widerstandskämpfer treffen, das Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee, das die Erinnerung an das Geschehen im April und Mai 1945 wachhalten soll. Das Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee ist das erste Archiv, das sich ganzheitlich der Geiselnahme von 1945 widmet. Um das historisch wertvolle Archivmaterial für die Nachwelt zu sichern, wurde es aus der gesamten Welt zusammengetragen und ist nun im Hotel Pragser Wildsee untergebracht.
Der See ist Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags, in dem viele verschiedened Schmetterlingsarten wie z. B. der Ameisenbläuling, der Alpenapollo oder der Trauerfalter, aber auch Vögel wie der Sperlingskauz, der Schwarzspecht und der Grauspecht vorkommen, die sich auch direkt am See beobachten lassen.
Im See gibt es Lachsforellen, Seeforellen und Bachforellen sowie Seesaiblinge und Elritzen, weswegen hier der Angelsport betrieben wird. Der südtirolerische Fischereiverein FIPSAS hat hier das Fischereirecht und gibt Tageskarten aus.
Der Pragser Wildsee ist Teil des UNESCO-Welterbe Dolomiten und heute einer der meistbesuchten Seen in Südtirol, auch wenn sich dort abgesehen vom immer noch bestehenden historischen Hotel, einem Bootshaus und einigen Wanderwegen praktisch keine touristischen Infrastrukturen befinden. Unter anderem war der See Drehort der italienischen Erfolgsserie Die Bergpolizei mit Terence Hill. Die Serie lockte zahlreiche italienische Tagestouristen zum See. Im Hochpustertal ist der Pragser Wildsee eines der beliebtesten Ausflugsziele. Vor allem die Seeumrundung ist ein beliebter Nachmittagsausflug für Einheimische und Touristen. Außerdem ist der Bergsee Ausgangspunkt für viele Wanderungen und Bergtouren der Pragser Dolomiten, wie z. B. zum Seekofel und zur gleichnamigen Hütte, aber auch zur Rossalm oder zum Hochalpenkopf.
(Wikipedia)
The Pragser Wildsee, or Lake Prags, Lake Braies (Italian: Lago di Braies; German: Pragser Wildsee) is a lake in the Prags Dolomites in South Tyrol, Italy. It belongs to the municipality of Prags which is located in the Prags Valley.
During World War II it was the scene of the transport of concentration camp inmates to Tyrol.
In recent years, the lake earn the nickname of "Pearl of the Alps" due to its increasing popularity among tourists.
The name of the lake is attested in 1296 as Hünz an den Se, in 1330 as Praxersee, in 1400 as See in Prags, in 1620 as Pragsersee and in 1885 as Pragser Wildsee; the appellation of wild is therefore nineteenth-century, and perhaps to be connected to mountaineering which in that period began to become a mass phenomenon. The Italian name "Lago di Braies" dates back to 1940, while in the first Handbook of 1923 it still appears only as "Pragser Wildsee".
The lake lies at the foot of the imposing rock face of the Seekofel (Italian Croda del Becco, Ladin Sass dla Porta 2,810 m) and is located within the Fanes - Sennes - Prags nature park.
It has an extension of about 31 hectares with a length of 1.2 km and a width of 300-400 meters. It is one of the deepest lakes in the autonomous province of Bolzano, with a maximum depth of 36 meters and an average depth of 17. The maximum water temperature is 14 °C. It is a barrage lake, as its creation is due to the barrage of the Prags River due to a landslide detached from the Herrstein.
The lake is a tourist destination, which attracts visitors for the blue / emerald green color of its clear waters and for the natural scenery in which it is immersed. In fact, the lake is surrounded on three sides by Dolomite peaks, including the Seekofel. The lake is the starting point of the Alta via n. 1 of the Dolomites called "The classic" which reaches Belluno at the foot of the Schiara Group.
In recent years, thanks to popularity of the Italian TV series Un passo dal cielo, the Pragser Wildsee became one of the most visited places of the region Trentino-South Tyrol as it started attracting the attention of countless travel bloggers and professional photographers. The large inflow of tourism brought local administrators to think of ways to reduce the number of visits to keep preserve the sustainability of the mountain-lake ecosystem.
To visit the lake, it must be approached from the north side. To reach the lake, you need to reach the Prags Valley between the villages of Welsberg and Niederdorf in Puster Valley.
After traveling a few kilometers, you will come across the only crossroads and take the road towards the lake. After passing the villages of Schmieden and St. Veit, you arrive at the car park (to pay in the tourist season), where there is a large hotel-restaurant, the Hotel Pragser Wildsee linked to the pioneering figure of Emma Hellenstainer.
It is possible to take a tour around the banks of the lake. This route is flat and wide on the west bank, while on the east bank it is steep and narrow, with some stairways. Despite this, the beautiful walk that leads to the foot of the Seekofel can be tackled by any hiker. During the winter period these paths (especially the one on the eastern shore) are often closed, due to the danger of avalanches. It is however possible to make an excursion around the lake, since its surface is solidly frozen.
In the summer of 2010, on the shores of Pragser Wildsee, the Italian television series "Un Passo dal Cielo" was shot, broadcast by Rai 1 since 2011, focusing on the life of Pietro (played by Terence Hill), a team commander of the Forestry Corps of the autonomous province of Bolzano from Innichen. In the summer of 2012, the second series of the fiction was shot, the third, the fourth and in 2018 the fifth season. On 28 December 2016, the second episode of the documentary series Speciali Storia - Hostages of the SS was broadcast on Rai Storia, which reconstructs with actors the story of April 1945 of the prisoners of the Pragser Wildsee.
Since 2012, curling competitions have been held on the frozen surface of the lake during the winter season.
(Wikipedia)