In verlassenen Häusern wohnen die Djinn

            "In verlassenen Häusern wohnen die Djinn.", sagt Jafar. "Geister. Und oft erzählen sie die Geschichten von den ehemaligen Bewohnern.
Meine Mutter sagte, als Kind habe ich viel in verlassenen Häusern gespielt und habe dann zuhause wundersame Geschichten erzählt, die ich von den Djinn gehört habe.
In Afghanistan auf dem Land gibt es viele verlassene Häuser. Aber sie sind anders als hier. Sie sind aus Lehm und verfallen viel schneller als die Steinhäuser in den Städten.
Weißt du, ich komme ursprünglich vom Land, aus einem Dorf in der Nähe von Ghazni. Die Winter bei uns sind rau und hart und man versinkt im Schnee.
Alaska! Was der da eben erzählt hat! Hahaha! Das bisschen Wind! Der soll mal nach Afghanistan im Winter kommen!
Lehmhäuser gehen im Winter schnell kaputt und man muss sie dauernd ausbessern, was aber nicht besonders schwierig ist. Aber wenn keiner mehr da ist, wenn ein alter Mann stirbt oder die Leute weggezogen sind, sind die Häuser schon im nächsten Frühling Ruinen, und es dauert nicht lang, bis sie ganz eingestürzt sind.
Meine Mutter sagte, ich war ein seltsames Kind, Barakatullah, ein Geschenk Allahs, ein Wunderkind. Ich habe als einziges Kind überlebt, obwohl ich in dem schlimmsten Hunger-Jahr geboren wurde, als die Taliban herrschten.
Meine Schwestern, die nach mir geboren wurden, sind alle gestorben. In diesen Wintern, an Grippe, Durchfall oder so. Meine Mutter sagte, dabei waren sie gut genährt. Das war, als die Taliban weg waren und der Vater wieder unterrichten durfte. Aber Allah gibt und nimmt, wie ER will.
Mein Vater war Mollah in der Dorf-Moschee, er unterrichtete auch die Kinder. Und es gab bei uns auch ein kleines Emamzadeh am Berghang, wozu er die Schlüssel hatte und worum er sich kümmerte.
Es war das Grab von Seyyed Maulana Mohammad, einem Gelehrten aus dem 14. Jahrhundet.
Ich wurde auch von meinem Vater in der Madraseh unterrichtet. Zu mir war er extra streng, die anderen Jungen sollten nicht auf die Idee kommen, er würde mich bevorzugen. Aber er war ein gerechter und kluger Mann.
Wir lernten dort den Qur'an, lesen und schreiben, rechnen, die Geschichte unseres Landes, und wir lasen von unseren Dichtern, Hafez und Rumi natürlich.
Jetzt weißt du, woher ich Rumis Gedichte an Yalda hatte. Ich hatte sie damals auswendig gelernt! Sie sind für mich auch ein Andenken an meinen Vater."
   

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Taken on: January 7, 2024

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