Buga gewesen, sehr erstaunt von Anfang an: der Anmarsch von der U-Bahn Messestadt West eine poststalinistische Ödnis, die Ticketbuden ein ärmlicher Verhau. 14 Euro bezahlt; nicht pro U-Bahn-Waggon, sondern pro Nase. 28 Mark sind das in richtigem Geld.
Kies- und Steppengrasödnis am Eingang West, alles wirkt verkommen, wie Bauplatz für die Buga 2009, kein bisschen charmant, gepflegt, liebevoll oder auch nur avantgardistisch. Ein paar Blumenbeete haben sie, aber sehr abgewirtschaftet. Wegweiser auf plastikgebundene Strohhaufen gespannt - originell? An Cafébude nichts ergattert - zu umlagert, obwohl jeder Baggersee romantischer wäre.
Kambodschanerin dabeigehabt, Deutschlandhighlights zeigen. Fragt die: "Habt Ihr keinen Schatten hier? Wieso marschieren alle durch die sengende Sonne - um ein paar traurige Blümchen in Reih, Glied und orangen Plastiktöpfen zu sehen?" Pro Hektar nur ein Sonnenschirm oder ein einzelnes mickriges Bäumchen, von mächtigen Pflöcken vorm Darniedersinken bewahrt. Wir lagern unter so einem Bäumchen auf einer öden langen leeren Wiese, rutschen alle zehn Minuten dem Schatten hinterher.
Was für ein Deutschlandbild vermittelt diese Wiese? Hohle Leere, die aber perfekt gemäht, jeder Baum gedreipflockt, Exerzierplatz?
Dann der "Zellengarten". Gefängnis? "Was sind das für Dreckhaufen hier", fragt die Kambodschinerin, "in eurer National Garden Show?". - "Liebe Besucherin, die Kieswälle gehören zum Ausstellungskonzept", sage ich. - Höfliches Schweigen. - "Da kann man überdimensionale Gipseier und Betonklötze besichtigen", sage ich. - Höfliches Schweigen. - "Bitte nicht auf die Eier klettern", sage ich. - Höfliches Schweigen.
In "Buga-Lounge" schließlich kühlen Sitzplatz gefunden. Schönes Meublement da, deshalb hängt an jedem Stuhl ein Zettel vom Möbelgeschäft. 20 Minuten Warten auf die Kellnerin, die hat leider zu tun. Tisch gewechselt, dann geht es. Kleinigkeit gegessen, natürlich Apfelschorle dazu, und dann - Toilette kostet 50 Cent extra, also eine Mark. Das müssen wir der Kambodschanerin erklären: 14 Euro Eintritt für staubige heiße Ödnis, plus teuer snacken, und dann im selben Lokal auch noch fürs Austreten zahlen - das ist exklusiv.
Die Gummibahn war nett; vor allem mal: Verschlungene organische Formen, nicht alles so militant aufgeräumt wie der ganze große Rest. Also lustig gehupft auf der Gummibahn - und an der allgegenwärtigen Metallkante lustig fies den Fuß geratscht. Dann wieder ein langer schnurgerader Hatsch zum See - mit seiner langen schnurgeraden Uferkante, schön ordentlich in grauen Beton gefasst. Natur pur.
Kurz vorm Ausgang Süd steckt eine Truppe Plastikköpfe in der Wiese. Kambodschanerin verzieht das Gesicht - "lass' uns weitergehen, das hier erinnert mich an Pol Pot."
Blümerant nicht die Blumen, aber die Wortkreationen: "Der Kick/Ball-Haus", "Die Pfütze/Wasser-Haus", "Aktivitätenband", "Buga-Lounge",
"Grünwerkstatt", "Parallele Gärten", "Spielbänder", "Dunkel Erlebnis". Die ganze Buga ist so - ein Gespinst, nichts dahinter, unverständlich, betongewordene Kopfgeburt. Lobt sie weiter.
